Self Fullfilling & Co

Vor langer, langer Zeit, als noch lange Haare anstössig waren, befand ich mich in Kiel als Besucher eines Konzerts – wie das eben junge Leute auch heute noch tun.

Alles war pickepacke voll und Corona hätte seine Freude gehabt. Es gab keine Sitze und wir sassen auf den Stufen, deren Sitze man entfernt hatte um noch mehr Leute reinzupacken.

Ich hatte mich mit einem grossen Plastikbecher Bier davor geschützt auszuztrocknen, aber die Frau zu meinen Füssen drehte sich um und wackelte mit dem Zeigefinger: Pass bitte auf, nicht, das du dein Bier über mich ausschüttest.

Es war eine dieser Frauen, die ich nicht von der Bettkante geschubst hätte, wenn nicht die Chance, das ich sie auf die Bettkante hätte kriegen können, sich wie zwei Parallelen verhielte. Parallelen treffen sich bekannterweise im Unendlichen, also unterlies ich es, mir einen Spruch auszudenken, der mich als bevorzugtes Paarungsobjekt disqualifiziert hätte, und versprach auf mein Bier und ihre Frisur aufzupassen.

Es kommt eben wie es kommt. Ein anderer junger Mann stackste sich von oben in die unteren Ränge, einen grossen Plastikbecher in der einen Hand und eine weitere ungeniessbare Zutat in der anderen balacierend. Eben, als er den einen Fuss vorsichtig neben mich setzte, entglitt ihm sein Plastikbecher und der Inhalt entleerte sich auf das Haupt der Schönen unter mir. Ich erinnerte mich an Bart Simpson, zeigte auf mein Bier und sagte: wasn’t me darling …

Für Psychologen ist das nicht das Phänomen, das man als “Self Fullfilling Prophecy” bezeichnet, wo man angstbesetzte Ereignisse schliesslich selbst herbeiführt – es ist die unerklärliche Situation, in der angstbesetzte Ereignisse durch puren Zufall trotzdem eintreffen.

Was auch immer, eigentlich wollte ich sagen, Trump hat seine Abwahl selbst herbeigeredet. Seit Monaten bezeichnete er die Briefwahl als Betrug, als gegen jede Regel, als trojanisches Pferd der Demokraten. Er versuchte den “Postal Service” in krimineller Weise zu sabotieren, mit Falschmeldungen Wähler zu verunsichern und konspiratorische Theorien zu bemühen. Und jetzt ist es doch passiert. Seine Siegesposen und Sprüche haben sich in Luft aufgelöst: die Briefwahl, wie es die Auszählungen heute morgen zeigen, kostet ihn die Präsidentschaft.

Die Optik gab ihm ironischerweise recht. Da Republikaner mehrheitlich in Person zu den Wahlurnen gingen und letztere immer zuerst ausgezählt wurden, bekam er in den Statistiken zunächst eine bequeme Mehrheit. Aber dann – begann man damit die Briefwahlstimmen auszuzählen und sein Vorsprung schmolz dahin wie das Eis auf den Polkappen …

Da ist es einfach zu sagen: die Wahl wurde mir gestohlen, jetzt gehe ich zum obersten Gericht. Seine letzte Hoffnung liegt bei Richtern, denen er nicht sonderlich vertraut. Mit heimtückischer Vorsorge hatte er Richterposten durch seine Kandidaten ausgetauscht und auch das oberste Verfassungsgericht in seine Perspektive gedreht. Nach der Mobster-Logik sind die ihm alle einen Gefallen schuldig. Vielleicht, aber selbst ein konservatives Gericht kann nicht gefällig sein und juristische Grundsätze aus dem Fenster schmeissen – oder ???? Wasimmer er in seiner Verzweiflung letzendlich anstellt – auf meine Bettkannte wird er es nicht schaffen…

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