Bicycle

Ein englischer konservativer Minister hat mal gesagt: Get on your bicycle and find a job!

Damit meinte er alle angeblich faulen Empfänger von “Income Support” die sich in der sozialen Hängematte rekelten.

Zu der Zeit hockte ich in Southampton, hatte ein kleines Haus gemietet – welches nach englischem Usus voll eingerichtet war, und bestritt meinen Lebensunterhalt mit einer kleinen Druckerei in der Innenstadt sowie mit dem Export von Druckmaschinen, vornehmlich in die Karibik .

Und wie das so einem Unternemer passieren kann, die Einnahmen blieben aus. Je mehr ich mich drehte ,so weniger kam raus. Dann gab es natürlich auch Zeiten, wo ich nichts machte, die Beine hoch legte, und das Geld kam Tonnenweise – in England sagt man Eimerweise – rein.

Aber jetzt hing ich auf dem Trockenen. Mit dem englischen Sozialsystem war ich nicht vertraut und die Banken blieben auch zugeknöpft. Ich beschloss nach Deutschland zurückzukehren, wo der Amtsschimmel immer NEIN sagt, aber dann doch den gesetzlichkeiten folgt.

Aber beim Magistrat in Southampton, also dem Amtsgericht, hatte ich noch einen Termin – wegen der Poll-Steuer, die jetzt von jedem Hausbewohner verlangt wurde, weil Maggies Finanzmenister auch klamm war. Ich hatte sie nicht bezahlt.

Eine etwas streng aussehende, vom langen Sitzen voluminös gewordene Lady empfing mich und machte mich mit den Konsquenzen meines Vergehens bekannt. Auf meine Einlassung, das meine Firma insolvent sei, nickte sie verständnisvoll und überreichte mir einen Stapel Dokumente, die ich alle ausfüllen und unterschreiben musste. Dann überlies sie mich dem schwer zu begreifenden Beamtenenglisch und gesellte sich zu ihren Kolleginnen, die gerade am Kaffeetrinken waren.

Nach und nach entdeckte ich, was der Papierstapel beinhaltete: den direkten Zugang zur kostenlosen NHS Krankenversicherung, eine “Social Security” Nummer (also den Eintritt ins englische Rentensystem) und ab sofort die Begleichung von Miete, Strom, Wasser und sonstigen Abgaben.

Das war es! Heute geben sie dir einen Arschtritt, aber damals war England, trotz allem Geschrei, noch ein vorbildlicher europäischer Musterschüler. Auf meine erstaunten Blicke lächelte die Magistratsdame nur breit: Das kriegen wir alles vom deutschen Steuerzahler zurück!

Also, ein Fahrrad – kaufte ich mir damals nicht – aber der Grund für diesen Schwang aus meinem Ichweisnichtwas – war der Kauf eines Drahtesels Gestern –

Ein wirkliches Fahrrad. Mein letztes Fahrrad hatte ich vor 56 Jahren besessen. Bekannterweise verlernt man gewisse Dinge nicht, also hockte ich mich drauf und strampelte meine ersten 20 Kilometer. Ich hatte vergessen die Anschrift des Verkäufers zu berücksichtigen. Ein Mausklick mit kostenfreiem Training…