Espresso!

Wenn wir uns eine italienische Kaffeemaschine in die Küche stellen, Basilikumblättchen von der Topfpflanze rupfen, gezwungenermassen Designerbrillen tragen, weil es keine anderen mehr gibt, den Müll akribisch trennen und todesmutig mit dem Fahrrad durch die Innenstädte flitzen, dann glauben wir da zu sein oder einen Lebensstil zu führen der anders, exotisch – sozusagen „unique“ – ist.

Die Italiener lachten sich kaputt, die Franzosen riefen „Olala!“ und südlich der Sahara würde man die Fäuste schütteln und uns als verdammte Imperialisten beleidigen, die nur alles klauen und Schuld am Hunger haben (richtig, ich hab noch nicht gefrühstückt).

Meine letzte Designerbrille hat nur 14 Pfund gekostet und kam aus Pakistan, wirklich! mit der Post in nur drei Tagen. Dann hetzen wir zur Arbeit und wenn wir dann nachhause kommen nachdem wir 3 Kunden angschrien haben, hilflos den noch hilfloseren Computerexperten am liebsten mit Beton an den Füssen in der Itchen versenkt hätten und einen Zweikampf mit einem Stadtbus verloren haben, dann schauen wir uns besinnlich in unserer Küche um und fragen uns ob sich nicht eine zweite Espressomaschine ganz schick machen würde.

In den Fünfzigern haben wir mit Heidegger, Camus und Nietsche versucht das Rad neu zu erfinden, heute versuchen wir mit Accessoires eine Identität zu finden die uns Corporate World längst geklaut hat.

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