Das Urinal Examen

Früher war es einfach, man stellte sich vor, wurde eingewiesen, fertig war der Job.

Heute braucht jeder Parkplatzwächter einen Sachkundenachweis nach § 34a der Gewerbeordnung, jeder noch so simple Job ein Zertifikat, ein Zeugnis, einen nachvollziehbaren Lebenslauf, Führungszeugnisse, Schufaauskünfte und Bildungsnachweise.

Würde mich nicht wundern, wenn auch das Reinigen von Toiletten ein Urinal Examen vorraussetzt – das dann aber eventuell nicht in allen Bundesländern anerkannt würde, sodass eine Putzfrau, die von Hamburg nach München umzieht nocheinmal ein Urinal Examen bestehen müsste, natürlich bei dem einzigen Anbieter, der IHK…

Die Folge ist eine Gesellschaft der geschlossenen Türen. Gleichzeitig ist der Wert dieser niederen Zertifikate gleich Null, wie die Jobcenter aus Erfahrung berichten können, denn Ihre Fortbildungsprogramme haben nicht den gewünschten Erfolg. Ergebis: Förderung zur Fortbildung ist genauso schwer zu kriegen wie einen Vollzeitjob.

Interessant, dass gleichzeitig nationale und auch internationale Konzerne als Dienstleister in Bereiche einbrechen, die bisher von Handwerkern, kleinen Kaufleuten und Handelsvertretern bedient wurden. Die Handwerks- und Gewerbeordnung begraben ihrerseits Träume kleiner Leute auf die Selbständigkeit. Unnötig ins Detail zu gehen: kannst du gut Kochen oder Backen? Bist du technisch versiert? Kannst du beraten? Google erstmal wer sonst noch deine Fähigkeiten lokal anbietet, frag mal was die Handwerksordnung, die Gewerbeordnung, die Versicherungswirtschaft, das Finanzamt, das Gesundheitsamt, deine Bank und die Gewerbeanmeldestelle zu deinen Absichten sagt.

Alles nicht so schlimm? Ach ja, ich vergass, es gibt ja Harz 4.